Berge Versetzen

Grassi Museum für Völkerkunde Leipzig | Ab dem 4.März 2022

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BERGE VERSETZEN ist eine Kollaboration der Künstler*innengruppe PARA mit den Künstlerinnen Rehema Chachage und Valerie Asiimwe Amani.

PARA sind Peter Behrbohm, Lina Brion, Jonas Fischer, Josephine Hans, Amelie Neumann, Vanessa Opoku, Philipp Röding, Anselm Schenkluhn, Bastian Sistig, Kolja Vennewald und Joy Weinberger

Sprecherin: Tale Al-Deen
Sound Design: Philipp Waltinger
Textildesign: Henrike Schmitz
Grafikdesign: Insa Deist & Hjördis Lyn Behncken
Website: Kolja Warnecke
Soundtechnik: Jason Langheim
Sprachaufnahmen: studio lärm
Produktion: Julia Klinkert
Musik: Philipp Waltinger
Gefördert im Rahmen der Initiative für ethnologische Sammlungen der Kulturstiftung des Bundes

Im Jahr 1889 unternahm der Kolonialgeograph Hans Meyer eine Expedition zum Kilimandscharo im heutigen Tansania, damals Teil der Kolonie Deutsch-Ostafrika. In diesem Zuge entfernte Meyer die Spitze des Kilimandscharo und taufte den Gipfel in Kaiser-Wilhelm-Spitze um. Der Gipfelstein wurde in zwei Teile zersägt. Die eine Hälfte schenkte Meyer Kaiser Wilhelm II., der sie im Neuen Palais in Potsdam anbringen ließ. Sie gilt heute als verschollen. Die andere Hälfte gelangte in das Inventar eines österreichischen Antiquariats, wo sie seither zum Verkauf steht. In Kollaboration nähern sich die tansanischen Künstlerinnen Rehema Chachage und Valerie Asiimwe Amani sowie das deutsche Künstler*innenkollektiv PARA dem Stein aus zwei Positionen an. Chachage und Amani reflektieren über das Echo der Leere, das durch die koloniale Ausbeutung verursacht wurde. Ihre Arbeit greift die Erfahrung der Leere auf, die durch das fehlende Stück entstanden ist. PARA hinterfragt die Besitzverhältnisse der anderen, noch verbliebenden Hälfte des Steins. Mit dem Ziel, den Gipfelstein zurückzugeben, lädt PARA die Öffentlichkeit dazu ein, in performativen Aktionen die Bausubstanz des GRASSI Museums abzutragen und aus dem gewonnen Material Replikate des Steins herzustellen. Diese können in der Ausstellung und auf www.berge-versetzen.com erworben werden. Mit dem Erlös der verkauften Replikate soll der Rückkauf des tatsächlichen Gipfelstücks beim österreichischen Antiquar ermöglicht werden. Das ethnologische Museum, das die geraubten Gegenstände kolonisierter Gesellschaften aufbewahrt, wird zum Rohstoff der Restitution. Um den Einsatz noch zu erhöhen, entfernte PARA am 16. September 2021 die obersten sechs Zentimeter der Zugspitze. Die Spitze, die in der Ausstellung zu sehen ist, ist die Geisel im Prozess der Rückführung. Erst wenn der Gipfelstein des Kilimandscharo zurückkehrt, wird auch der Gipfel der Zugspitze wieder an seinen Platz gebracht.


„Diese doppelbödige Aktion – vordergründig witzig, aber zugleich bitterernst – legt mit einem Schlag das Denken über Besitzverhältnisse und Eigentum bloß.“ Monopol Magazin


„Künstler hacken 6 cm von Deutschlands höchsten Berg ab und schaffen sie in einen Tresor nach Leipzig.“ BILD


„Symbolpolitik nennen die Berliner Schlauberger das und bringen damit Ironie in die verbissene Diskussionen um Restitution und nationales Besitzstandsdenken.“ Der Tagesspiegel


„O mei o mei, des a no“, stöhnt man bei der Polizei, die nun gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft erst mal prüft, ob das Entfernen des Gipfelsteins überhaupt einen Straftatbestand darstellt und wenn ja, welchen.“ Merkur


„Bei einer Tour durchs Museum wird klar, warum die provokative Einmischung dieses Kollektivs, das dafür vom Museum freie Hand bekommen hat, die Neuausrichtung des Grassi Museums so auf den Punkt bringt." taz, die tageszeitung


„Für den Betrachter scheint es zunächst irritierend, wenn der Sockel des ehemaligen Direktors Karl Weule mit einem Presslufthammer im Museum zerlegt wird. Hier wird scheinbar pysisch gebrochen mit alten Überzeugungen.“ DLF Kultur


„Da das Künstlerkollektiv Para mit seiner Aktion gleich dermaßen viele politisch neuralgische Punkte auf einmal drückt, sollte mindestens auf die tätige Mithilfe der sächsischen AfD Verlass sein.“ Süddeutsche Zeitung